Ganz schnell antworten: Wer waren die einflussreichsten Köpfe der Physik? Wir denken an: Einstein, Newton, Hawking. Aber warum geraten viele, vor allem Frauen, in Vergessenheit?
Kennen Sie Karl-Heinz Meitner? Er beschrieb die theoretische Herleitung der Kernspaltung. Die Physik sollte nie wieder dieselbe sein. Kernkraftwerke oder Atombomben – ohne seinen Beitrag kaum möglich. Obwohl es Meitner gar nicht auf eine Kriegswaffe abgesehen hatte. Im Gegenteil: “Mit einer Bombe will ich nichts zu tun haben”, soll er 1942 gesagt haben. Nach seinem Tod wurde das Element nach ihm benannt, Ordnungszahl 109 (natürlich Meitnerium, nicht etwa Karlheinzium).
Eine wahre, seltene Größe der Wissenschaft also. Aber warum kennt kaum jemand heute seinen Namen? Naja, weil Meitner in Wahrheit kein Karl-Heinz war, sondern eine Lise. (Das bisschen Flunkern wird hoffentlich verziehen.) Lise Meitner war als Frau in der Physik ihrer Zeit die absolute Ausnahme. Sie durfte zwar in Wien studieren und promovieren, aber bei ihrer anschließenden Forschung im preußischen Berlin galten andere Regeln: Frauen waren am dortigen Institut so ungern gesehen, dass Meitner einen separaten Eingang benutzen musste, nicht ins eigentliche Labor durfte und die Toilette eines nahe gelegenen Restaurants aufsuchen musste.
Das Ausmaß ihrer Leistungen zeigt sich darin, dass sie ganze 49 Mal für den Nobelpreis nominiert wurde. Das Ausmaß der Diskriminierung gegen sie hingegen darin, dass sie ihn nie bekam, wohl aber ihr Kollege Otto Hahn. Der – sagen wir es gemeinsam – ein Mann war.